Hat eigentlich schon einmal ein Volkswirt ausgerechnet, wieviel Lebenszeit beim Warten am Pfandflaschenautomaten verloren geht? Wertvolle Zeit, die das wartende Volk viel besser mit Arbeiten, Konsum, Liebe oder auch Fernsehen verbringen könnte? Zeit, die dazu nur geringst entlohnt wird. Oder hat ein Psychologe erforscht, welche Schäden die Seelen der Wartenden, der einsamen Kinder und erwerbslosen Flaschenannehmerinnen und -annehmer dabei nehmen, die früher freundlich Flaschen annahmen und sich im Stillen dachten: „Was für ein Saufaus, dieser Alte. Kommt jeden Tag mit 10 leeren Flaschen vom billigsten.“ Heute am Automaten stand vor mir ein Jüngling, der, wie er mir bereitwillig mitteilte, im Nebenerwerb Flaschen sammelt, weil sein Haupterwerb den Namen nicht verdient. Drei Beutel, insgesamt 35 Flaschen, Fläschchen und Dosen, Erlös: 2,97 €. Um diese zu erwirtschaften, musste er gefühlte dreißigfünf Minuten die Maschine bedienen, die jede Flasche und Dose mehrfach beleuchtete, drehte, begutachtete, gelegentlich zurück in den Flaschen-und Doseneinschubschacht katapultierte, bei erneutem Einschub jedoch kapitulierte und Platz für eine neue schuf. Den vorigen Satz lesen Sie bitte 35 Mal nacheinander, damit Sie wissen, wie es war, falls Sie es nicht ohnehin schon wussten. Man macht sich so seine Gedanken, zum Beispiel, dass es ein Ausdruck von Luxus ist, die geleerten Flaschen einfach irgendwo hinzustellen, damit zum Beispiel ein Jüngling, der im Nebenerwerb Flaschen sammeln will, einen Nebenerwerb sein Eigen nennen kann. Drei Beutel, insgesamt 35 Flaschen, Erlös: 2,97 €. Nachdem des im Nebenerwerb Flaschen sammelnden Jünglings Leergutbon die entsprechende Öffnung des langsamen Automaten verlassen hatte, konnte ich mein Leergut an den Manndie Maschine bringen respektive es versuchen. Die widerspenstige Maschine weigerte sich und warf den Kasten wieder aus. Der Jüngling erklärte, dass diese Biersorte hier nicht im Sortiment sei, was ich mit einer Wette konterte, dass sie das sehr wohl sei. Es handelt sich um Bier der Marke Březňák, das ich schon deshalb gern kaufe, weil es etwa so viele Möglichkeiten gibt, diesen Namen falsch auszusprechen, wie ich Leute in Supermärkten kennen lerne. Der heute gewonnene im Nebenerwerb Flaschen sammelnde Jüngling steuerte eine mir bis dato noch nicht zu Ohren gekommene Variante bei: Bretzenak. Auch hübsch. Bislang kannte ich: Bretsnack, Bresnak, Bretschnack, Bretschnaak, Breschnak, Bertsnack, Bürschnack, jeweils mit Betonung vorn oder hinten. Richtig ist natürlich einzig und allein Brschjeßnjaak, mit gerolltem R und gleichzeitigem stimmhaften Sch, die Betonung liegt dabei auf der ersten, kurzen Silbe. Zum Üben kann ein wenig Bier hilfreich sein, aber auch andere frische Getränke. Es schmeckt auch falsch ausgesprochen richtig gut. Doch dies nur nebenbei und zur guten Laune gesagt. Der blöde Automat warf mir den Kasten wieder vor die Füßeschob die Kiste zum zweiten Mal zurück ins Kisteneinschubfach und meldete auf dem Display: Leergut nicht akzeptiert. Das wiederum wollte ich nicht akzeptieren. Darum schmissschob ich den Harass mit HassSchwung zurück in die Harassaufnahme. Der Automat, dessen Name bestimmt ein Anagramm auf mort(u)a oder torm(in)a oder andere schlimme Dinge ist, verstand und druckte nach kurzem Warten einen Bon über 4,50 € aus, was mich dahin gehend entschädigte, dass mein Aufwand für die Benutzung des Harasses samt Flaschen nur 3,10 € betragen hatte. So gesehen, war das Ganze sogar noch ein Geschäft in dem Geschäft, nur nicht für das Geschäft, aber das ist nicht mein Bier. Ich habe den Mistautomaten nicht aufgestellt. Einigermaßen versöhnt konnte ich den eigentlichen Einkauf antreten. Der Jüngling indes war schon wieder zu seinem Nebenerwerb unterwegs zu neuen Flaschen.